Offener Brief an Politik und Verwaltung der People for Future Gelnhausen und unsere Antwort

Offener Brief an Politik und Verwaltung der People for Future Gelnhausen vom 23.12.2020:

Bei den folgenden Worten bitten wir Sie, erlernte Gewohnheiten außen vor und neues Denken zuzulassen, sowie ausschließlich die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Gesundes, sicheres oder nachhaltiges Verhalten wird häufig nicht durch gutes Zureden, sondern durch strukturelle Gegebenheiten, die sogenannten Pfadabhängigkeiten, ermöglicht. Öffnen wir den Raum dafür!

Nach unserem Verständnis beschränkt sich Demokratie, insbesondere auf kommunaler Ebene, nicht nur auf Repräsentativität durch Wahlen. Durch die unmittelbaren Kontaktmöglichkeiten zu Politik und Verwaltung können und sollten Bürgerinnen und Bürger sich an der Gestaltung Ihrer Kommune beteiligen. Ob und wie viele dies tun, hängt entscheidend davon ab, ob Politik und Verwaltung Bürgerbeteiligung als wertvolle Ressource begreift und in der Lage ist, positive Beiträge für das Gemeinwohl zu erkennen und umzusetzen. Die eigene Wirksamkeit politischer Teilhabe zu spüren, schwächt politische Ränder und stärkt unsere Demokratie.

Mit diesem Brief möchten wir als parteiübergreifende ehrenamtliche Initiative unsere Verwunderung zum Ausdruck bringen, dass bislang nicht eine Person aus Politik und Verwaltung Kontakt zu uns aufgenommen hat bzgl. unserer Vorschläge zur Verbesserung des Radverkehrs in Gelnhausen. Gemeinsam mit dem ADFC haben wir in zahlreichen Befahrungen und Sitzungen dazu insgesamt 80 Maßnahmen erarbeitet. Darunter gibt es auch viele einfache Maßnahmen, die zügig und kostengünstig umgesetzt werden könnten. Den Maßnahmenkatalog finden Sie anbei. Außerdem gibt es bei Hessenmobil eine übersichtliche Auflistung über mögliche Fördermittel für die Nahmobilität von Kommunen (https://www.nahmobil-hessen.de/).

Aus der Bevölkerung jedenfalls haben wir viele positive Rückmeldungen auf unser Engagement hin erhalten. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, da mit dem Fahrrad mobil sein zu können in vielerlei Hinsicht zur Verbesserung der Lebensqualität der Gelnhäuser beiträgt. Lärmemissionen werden reduziert, wenn weniger Autos auf den Straßen unterwegs sind. Die seit vielen Jahren im Verkehrssektor stagnierenden CO2-Emissionen werden verringert und damit ein wichtiger Beitrag zum Pariser Klimaschutzabkommen (Begrenzung der Erderwärmung möglichst auf 1,5 °C) geleistet. Platz, der zuvor Autos vorbehalten war, kann anderweitigen Nutzungen wie grüner Naherholung oder Wohnraum zugeführt werden. Gesundheit und Immunabwehr werden gestärkt durch mehr Bewegung und weniger Schadstoffbelastungen, was spätestens jetzt im Zuge der Pandemie von höchster Bedeutung ist. Die kommunalen Ausgaben für die Fahrradinfrastruktur sind um ein Vielfaches geringer als für die Autoinfrastruktur. Und viel günstiger für die Bürgerinnen und Bürger ist Radfahren allemal, kostet die Automobilität doch durchschnittlich unfassbar hohe 425 € im Monat[1]. Warum sollten wir als Gelnhäuser auf so vieles verzichten, was unsere Lebensqualität nachweislich steigert?

Wir begrüßen sehr, dass unser Bürgermeister Daniel Glöckner sich öffentlich beim Radiosender Primavera für ein fahrradfreundlicheres und klimaneutrales Gelnhausen ausgesprochen hat und erwarten nun auch entsprechende Maßnahmen. Auch begrüßen wir, dass sich die Kreissparkasse Gelnhausen zum 1,5°-Ziel bekannt hat und bis zum Jahr 2035 Klimaneutralität anstrebt. Wir gehen davon aus, dass dieses Ziel auch bei der Entwicklung der Joh-Immobilie verfolgt wird. Dazu gehören u.a. der Einsatz nachhaltiger Baustoffe und erneuerbarer Energien für Strom und Wärme, Dach- und/oder Fassadenbegrünung und die mobile Erschließung durch eine intelligente Fahrrad- bzw. Verkehrsinfrastruktur.

Wir fordern fraktionsübergreifend und in Zusammenarbeit mit der Verwaltung einen Antrag auszuarbeiten, um Gelnhausen kurzfristig fahrradfreundlicher zu gestalten. Mit unserem Maßnahmenkatalog möchten wir uns an diesem Prozess beteiligen. Wir bitten um Kontaktaufnahme und freuen uns auf konstruktive Gespräche.

People for Future Gelnhausen

Fridays for Future Gelnhausen


Antwort auf den offenen Brief der „People for Future“ und „Fridays for Future“ Gelnhausen

Liebe Fridays und People for Future,

wir sind begeistert von eurem Einsatz für die Einhaltung des Pariser Abkommens (1,5o Ziel) und eurem Engagement auf der kommunalen Ebene.

Seit 1992 gibt es die freie Wählergruppe BÜRGER FÜR GELNHAUSEN. Wir haben uns damals zusammengetan, um eine bürgerorientierte, soziale und ökologische Politik realisieren zu können. Wir setzen uns für eine nachhaltige, zukunftsfähige Entwicklung unserer Stadt ein. Die Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales sollen aufeinander abgestimmt und ausgewogen miteinander verbunden werden.

Bereits 2016 wurden auf unser Betreiben 50.000 € in den städtischen Haushalt eingestellt, in 2017 250.000 € und in 2018 150.000 €, um die Planung und den Ausbau der Fahrradwege zu finanzieren. Passiert ist leider nichts. Uns fehlte die Unterstützung der anderen Parteien bzw. Fraktionen im Stadtparlament.

Zu unseren kommunalpolitischen Zielen seit 2001, erneuert in 2006 gehören u.a.

  • Erstellung eines Verkehrsentwicklungsplans für Fußgänger-, Fahrrad-, Bus-, Zug- und Autoverkehr
  • Schaffung von verkehrsberuhigten und autofreien Zonen, mehr Freiraum für Kinder in Stadt- und Wohngebieten sowie rund um die Kindergärten und Schulen
  • Schulwegsicherung: Kontrolle aller Schulwege und Durchführung von Sicherungsmaßnahmen in Abstimmung mit den Elternbeiräten
  • Sanierung und Bau von durchgehenden direkten Fahrradwegen, insbesondere zu allen Schulen und Bahnhöfen sowie zwischen den Stadtteilen und durchgehender Fahrradweg (R3) entlang der Kinzig
  • Sicherung von Bürgersteigen vor parkenden Autos durch Kontroll- und ggf. Baumaßnahmen sowie kinderwagen- und rollstuhlgerechte Umgestaltung von Verkehrswegen und Einrichtungen
  • Verbesserung der Auslastung der Stadtbuslinien, z.B. durch Kurzstrecken- und Familientarif, Job-Tickets und Werbemaßnahmen
  • Erstellung eines Parkplatz-Konzeptes unter Einbeziehung auch der sonstigen Parkplatzbetreiber (z.B. MKK, Schulen, Finanzamt)
  • Ausbau der Bahnverbindung z.B. Verlängerung der S-Bahn bis Gelnhausen
  • Entlastung der Innenstadt durch Reduzierung von Kfz-Verkehr, kein Parkhaus in der Südstadt
  • Bedarfsgerechte Weiterentwicklung des ÖPNV
  • Keine Omegabrücke in Hailer-Meerholz, kein Ausbau der K904, Erhalt der Kinzigaue (seit 1995 gefordert)

Wir freuen uns auf eine produktive Zusammenarbeit mit allen an der Verkehrs- und Klimawende Interessierten, ob von Angesicht zu Angesicht oder in diesen Zeiten vielleicht besser per Videoschaltung.

Wir hoffen, dass wir gemeinsam die kommunale Verkehrs- und Klimawende voranbringen können. Wir müssen die Stadtverordnetenversammlung, Magistrat und Stadtverwaltung überzeugen, dass schnellstens gehandelt werden muss. Es ist nicht mehr 5 vor sondern bereits 2 vor 12.

Liebe Grüße von den “Bürgern für Gelnhausen”