„Ein unbequemer Fragesteller wurde zurechtgestutzt“

Delhey (links) wird von Wietzorek verdrängt FOTO: Boll

Er ist als Vorsitzender des Bauausschuss abgewählt – es bleibt zumindest ein fader Beigeschmack

KOMMENTAR von Matthias Boll GNZ 29.08.2020

Nach der Abwahl von Bodo Delhey bleibt zumindest ein fader Beigeschmack. Zu vage und zu wenig überzeugend sind die Vorwürfe, die SPD, FDP und Grüne sowohl in der Sitzung am Mittwoch als auch zuvor vorgebracht haben. Aber selbst wenn die Kritik in allen Punkten berechtigt wäre, so reichen die Anschuldigungen in ihrer Gesamtheit nur schwer dazu aus, einen solch drastischen Schritt wie eine Abberufung zu rechtfertigen. Dadurch drängt sich der Eindruck auf, dass es möglicherweise noch andere Gründe für Delheys Abberufung geben könnte.

Hauptargument der Antragsteller ist die fehlende Neutralität des Vorsitzenden. Sicherlich ist Delhey nicht frei von Fehl und Tadel. Und sicherlich war eine Kritik an seiner Sitzungsleitung in dem einen oder anderen Fall auch tatsächlich angebracht. So kommentierte die GNZ beispielsweise nach der viel zitierten Sitzung des Bauausschusses zum Bahnübergang Hailer-Meerholz im November 2017, dass Delhey jegliche Neutralität eines Vorsitzenden habe vermissen lassen und sich stattdessen für die politischen Ziele der BG eingesetzt habe. Aber das war vor fast drei Jahren. Ihm diesen Fehler, den er am Mittwoch auch einräumte, immer noch vorzuwerfen und lapidar zu sagen, dass sich an diesem Verhalten bis heute nichts geändert habe, damit machen es sich SPD, FDP und Grüne zu leicht. Und wenn dem tatsächlich so wäre: Warum wurde dann nach jenem Termin bis zur Sitzung zum Mittlauer Weg am 18. November 2019 zwei Jahre lang keine Kritik mehr am Vorsitzenden des Bauausschusses laut? Auch im persönlichen Gespräch habe es Delhey zufolge diesbezüglich keine Beanstandungen gegeben.

Die Sitzung am 18. November, an der mehr als zwei Wochen danach die Rücktrittsforderungen von SPD und FDP entbrannten, lieferte jedenfalls für den neutralen Beobachter keine nachvollziehbaren Gründe für einen solchen Vorstoß. Das räumte auch Bernd Wietzorek so ein. Ohnehin ist davon auszugehen, dass die Interessen der SPD/FDP-Koalition auf der einen Seite und der Grünen auf der anderen Seite bei der Personalie Delhey nicht unbedingt deckungsgleich sind.

Bleibt noch die Sitzung am 19. Februar, die Delhey gegen den Willen des Ausschusses ausfallen ließ, um möglicherweise seine Abwahl aufzuschieben. Das ist sicherlich nicht die feine Art und durchaus kritikwürdig, gleichwohl aber freilich auch kein Argument für dessen Abwahl. Denn der Antrag und damit die Gründe für eine Abberufung lagen da ja längst auf dem Tisch. So bleibt unter dem Strich zumindest ein fader Beigeschmack.