Jochen Zahn löst Klaus Brune ab

Neuer Ortsvorsteher mit Stimmen von BG und CDU gewählt GNZ 22.04.2021

Gelnhausen-Meerholz (jol). Ende vergangener Woche war Klaus Brune (SPD) noch fest davon ausgegangen, nach der Kommunalwahl erneut zum Ortsvorsteher von Meerholz gewählt zu werden. Dann folgte ein ereignisreiches Wochenende – und eine überraschende Wendung in der konstituierenden Sitzung des Ortsbeirates am Dienstagabend: Mit Stimmen von BG und CDU wurde Jochen Zahn (BG) zum neuen Vorsitzenden des Gremiums und damit zum neuen Meerholzer Ortsvorsteher gewählt. Die beiden Fraktionen begründeten den personellen Neuanfang im Gremium mit unterschiedlichen Meinungen bei zwei Großprojekten im Stadtteil und beklagten eine „mangelhafte Neutralität“ des bisherigen Ortsvorstehers Brune. An diesem Maßstab wird sich nun auch Jochen Zahn als neuer Ortsvorsteher messen lassen müssen.

Zahn genügten in der Sitzung des Ortsbeirates die fünf Stimmen von BG und CDU, um in der Sport- und Kulturhalle bei vier Gegenstimmen der SPD zum neuen Ortsvorsteher gewählt zu werden. Sein Stellvertreter ist künftig Marc André Kiwitz (CDU), der fünf Jastimmen und vier Enthaltungen erhielt. Schriftführerin bleibt Karin Reichert von der Stadtverwaltung. Neue Mitglieder im Ortsbeirat sind neben Kiwitz auch Oliver Eissing (CDU), Marianne Meitner (BG) und Hannah Wegener (SPD). Weiter sind dabei: Klaus Brune, Alfred Jakob und Gerhard Brune (SPD) sowie Jochen Zahn und Klaus Volz (BG).

„Ich habe vor der Sitzung mit den neuen Mitgliedern gesprochen. Da sah es noch so aus, als könnte ich sechs Stimmen für mich gewinnen“, berichtete der bisherige Ortsvorsteher Klaus Brune. Dies hätte auch den Gepflogenheiten in Gelnhausen entsprochen, dass die stärkste Fraktion den Ortsvorsteher stellt. Wie sein Bruder Gerhard Brune als Wahlleiter verwies auch Klaus Brune auf die legitime demokratische Wahl, zeigte sich aber dennoch schwer enttäuscht: „Nicht alles, was politisch legitim ist, ist auch politisch richtig.“ Es sei von außerhalb des Gremiums Einfluss auf den Ortsbeirat genommen worden, der Ortsbeirat sei zum Spielball politischer Machtinteressen geworden. Begonnen hatte Klaus Brune seine Stellungnahme mit einer aufrichtigen Gratulation an den Nachfolger. „Ich habe diese Arbeit gerne gemacht. Ich wünsche meinem Nachfolger Glück, Geschick und die notwendige Zeit und Beharrlichkeit.“ Zum Schluss vermeldete er die Entscheidung der drei weiteren SPD-Mitglieder, nicht für den Stellvertreterposten zur Verfügung zu stehen.

Der neue Meerholzer Ortsvorsteher Jochen Zahn (BG, Zweiter von links) mit seinem Stellvertreter Marc André Kiwitz (CDU, links), dem bisherigen Ortsvorsteher Klaus Brune (SPD, rechts) und Bürgermeister Daniel Glöckner (FDP). Foto: Ludwig

Unterschiedliche Auffassungen zu Großprojekten im Stadtteil

Klaus Volz begann die Stellungnahme seiner Fraktion mit einem Blick auf die Wahlen 2016. Schon da sei den üblichen Gepflogenheiten nicht gefolgt worden, der zweitstärksten Fraktion den Posten des Stellvertreters zu überlassen. Wichtige Themen wie der Bau eines Kuhstalls im Stadtteil, die Gestaltung des alten Friedhofs, der Bau des neuen Kindergartens und die Schließung des Gemeinschaftshauses seien ohne Beteiligung des Ortsbeiratees erfolgt. Es wäre Aufgabe des Ortsvorstehers gewesen, sich dagegenzustellen.

„Es gibt zwei Megaprobleme in Meerholz, bei denen der Ortsbeirat nicht mit einer Stimme sprechen kann“, sprach Jochen Zahn die wesentlichen Punkte an. Es gebe zum Mittlauer Weg und zur Omega-Brücke zu unterschiedliche Meinungen. Klaus Brune habe unter anderem gemeinsam mit seinem SPD-Kollegen Daniel Dietrich (Hailer) zu sehr den Eindruck erweckt, in Sachen „Omega-Brücke“ für die Ortsbeiräte zu sprechen. Doch das Thema sei nie im Gremium besprochen worden.

Für den Ortsvorsteher Jochen Zahn ist es nun wichtig, nicht nur gemeinsam Themen zu erarbeiten, sondern auch vor Ort im Gremium mitunter kontrovers zu diskutieren, was auch dazu führen könne, schwere Themen auszufechten, wenn ein Konsens fast unmöglich erscheine. Zudem beklagte Zahn, dass sein Vorgänger Brune sich gerade im Wahlkampf mit Themen geschmückt habe, die gemeinsam im Ortsbeirat erarbeitet worden seien. Damit legte der neue Ortsvorsteher die Messlatte für sich selbst hoch, denn gerade an der eingeforderten Neutralität wird sich Jochen Zahn in den kommenden fünf Jahren messen lassen müssen.

„Auch für uns war es ein sehr ereignisreiches Wochenende“, ergänzte Marc-André Kiwitz. Auf der einen Seite habe Klaus Brune zwar die meisten Personenstimmen geholt, die SPD habe aber nicht mehr die absolute Mehrheit im Ortsbeirat erzielen können. Der Wähler habe BG und CDU mehr Verantwortung geben wollen. Mit der politischen Entscheidung sei ein Neustart möglich, um unter der Regie von Jochen Zahn einen neuen Weg für Meerholz zu finden. „Wir verschließen uns nicht einer Zusammenarbeit“, erklärte Klaus Brune. „Ich hoffe, wir schaffen es, kontrovers miteinander zu diskutieren und uns danach noch in die Augen schauen zu können.“ Er selbst habe Fehler gemacht und sei gewillt gewesen, sich weiterzuentwickeln und es besser zu machen. „Ein guter Start in die neue Legislaturperiode ist es so aber nicht.“ Doch während der Sitzung, an der mehr als 20 Besucher teilnahmen, wurden die ersten vorsichtigen Schritte zu einem neuen gemeinsamen Weg eingeleitet. Denn eines wurde trotz des unerwarteten Wechsels an der Spitze in Erinnerung gebracht: Alle neun Mitglieder wollen sich engagiert zum Wohle ihres Stadtteils Meerholz einsetzen.