Strom vom eigenen Balkon

Reinhard Simon (r.) und die „Bürger für Gelnhausen“ hatten Gerhard Müller-Waldheim (l.) eingeladen, der über Balkonkraftwerke informierte. Foto: Ludwig

Freitag, 2. Dezember 2022 GNZ

Lohnt sich das? Experte gibt Tipps zum Einsatz von Mini-Solaranlagen

Gelnhausen-Meerholz (jol). Es ist der Traum vieler: einfach eine kleine Photovoltaikanlage kaufen und direkt an die Steckdose anschließen, um nicht mehr so viel Strom kaufen zu müssen. Ganz so einfach ist es zwar nicht, doch ein Hexenwerk ist die Anschaffung und der Aufbau eines Balkonkraftwerks schon lange nicht mehr. „Sinnvoll ist es auf jeden Fall“, meint Experte Gerhard Müller-Waldheim,

Rund 50 Besucher fanden sich im Meerholzer Gemeindezentrum ein, um sich in einer Veranstaltung der „Bürger für Gelnhausen“ von Gerhad Müller-Waldheim rund um das Thema „Balkonkraftwerke“ informieren zu lassen. Dieser machte deutlich, dass zwar einiges zu beachten ist, allerdings mit den kleinen Solaranlagen am Ende einiges an kostbarem Strom selbst produziert und genutzt werden kann.

Eine Anlage kostet je nach Größe und Modell zwischen 600 und 1 200 Euro. Mit ein bisschen angepasster Nutzung ist eine Amortisation bereits nach vier oder fünf Jahren geschafft. „Die aktuellen Anlagen liefern mehr als 20 Jahre lang Strom. Und der gekaufte Strom wird sicher nicht billiger.“ Gerhard Müller-Waldheim stellte seine eigene Anlage vor, die seit März läuft. Rund 130 Euro hat er seitdem eingespart. „Im April hatte ich am meisten Ertrag. Der schlechteste Tag im April war etwas besser als der beste Tag im Oktober“, machte der Experte von Parents vor Future Gelnhausen deutlich, dass Photovoltaik ein Saisongeschäft ist.

Zudem stelle sich die Standortfrage. Mit der gleichen Anlage an einem besseren Platz seien 40 Prozent mehr Solarstrom drin. Aber auch an einem schlechten Standort lohne es sich. „Aktuell sind wieder viele Anlagen lieferbar“, so der Referent. Es scheitere meist am Aufbau. Hier wolle man ein Netzwerk schaffen, um Elektriker und andere Handwerker in Ruhestand zu gewinnen, die Energiewende ehrenamtlich zu fördern.

Um ein Balkonkraftwerk erfolgreich zu betreiben, sei Bewusstsein notwendig. „Wir produzieren dann Strom, wenn wir eigentlich am wenigsten verbrauchen.“ Eine Südlage mit 30 Grad Neigung bringe am meisten. Allerdings könne es auch sinnvoll sein, westliche oder östliche Lagen zu nutzen, um dann Strom zu produzieren, wenn er gebraucht wird. „Jedes überschüssig produzierte Watt geht kostenlos ins Netz.“ Der Zähler laufe dann nicht rückwärts. Sollte man noch einen älteren Zähler haben, würde dieser bei der Anmeldung der Anlage schnell vom Energieversorger ausgetauscht. „Die neuen Zähler sind saldierend“, sprach Gerhard Müller-Waldheim die drei Phasen an, mit denen ein Haus oder eine Wohnung versorgt würden. Das heißt, dass man das Balkonkraftwerk an eine Phase anschließen könne, der Strom dann aber in allen Phasen nutzbar sei. „Der Zähler zählt nur, was wirklich aus dem Netz gezogen wird.“ Durch ein kleines bisschen mehr Spannung sei sichergestellt, dass zunächst der selbst produzierte Strom genutzt wird. „Ich habe meine Anlage an Phase 2, an der der Außenbereich angeschlossen ist.“ Das sei gut, denn die großen Verbraucher würden an den beiden anderen Phasen hängen. Man sollte nicht mehr als 3,5 Kilowatt an einen Stromkreis anschließen. Das komme bei stärkeren Verbrauchern wie Fön oder Waschmaschine schnell zusammen. „Die Waschmaschine sollte dann laufen, wenn wir am meisten Strom produzieren“, gab Gerhard Müller-Waldheim einen Tipp. Dann lohne sich das Balkonkraftwerk noch mehr, als wenn es nur konstante Verbraucher wie Kühlschrank versorge.

Rund 300 Watt betrage der Grundbedarf. Das sei mit einer kleinen Anlage zu decken. Die maximale Produktion von 600 Watt gehe schnell darüber hinaus. „Ich lade zum Beispiel mein E-Bike auch nur tagsüber.“

In Sachen Technik gebe es derzeit zwei verschiedene konkurrierende Steckersysteme vom Wechselrichter zur Steckdose. Die Verbindung von der Zelle – meist etwas kleiner als 1 Meter auf 2 Meter – sei standardisiert. „Der Wechselrichter macht aus dem Gleichstrom den Wechselstrom.“ Zudem liefere dieser meist Daten, die über Internet oder Handy abgerufen werden können. Die Anlagen können an Balkonen ebenso wie im Garten oder auf Gartenhütten installiert werden. Je weniger Aufwand und Kosten damit verbunden seien, desto schneller lohne sich die Investition in erneuerbare Energien. „Jeder Beitrag zählt“, ist sich Gerhard Müller-Waldheim sicher. Bei steigenden Strompreisen könne sich das zudem noch schneller lohnen als bisher angenommen.

Reinhard Simon bedankte sich im Namen der „Bürger für Gelnhausen“ für die sehr interessanten zwei Stunden. Gerhard Müller-Waldheim nimmt Anfragen nach Informationen gerne per E-Mail an gelnhausen@parentsforfuture.de entgegen.