Statt der Röther Weiberswiesen präferiert die Koalition eine Fläche zwischen Westspange, Autobahn und Bahnline am Gewerbegebiet Hailer-Ost als Standort für einen Solarpark.
GNZ 26.04.2022 (mab). Es ist ein echtes Mega(watt)projekt, das die SPD auf die Tagesordnung der jüngsten Stadtverordnetenversammlung gesetzt hat. Ein Solarpark in den Röther Weiberswiesen soll Sonnenstrom für 2 000 Gelnhäuser Haushalte schaffen. Die neue Koalition will dagegen mehrere Standorte prüfen lassen. Dabei präferiert das Bündnis offensichtlich eine andere Fläche. Während die Sozialdemokraten zunächst ein Verzögerungsmanöver gewittert hatten, stimmten sie am Mittwoch einem entsprechenden Änderungsantrag der Koalition zu.
Die Pläne für den Solarpark in Roth sind nicht ganz neu. Schon vor zehn Jahren gab es Überlegungen, einen solchen auf dem Wiesenareal zu errichten, die nach dem uneindeutigen Ausgang einer Bürgerbefragung allerdings auf Eis gelegt wurden. Ehrgeizig ist der neue Vorstoß der Sozialdemokraten dennoch, immerhin soll die Anlage auf einer sechs Hektar großen Fläche rund 2 000 Haushalte mit grünem und günstigem Strom versorgen. Konkret sah der Antrag vor, den Magistrat mit den Planungen für den Park und mit der Aufnahme von Gesprächen mit möglichen Investoren zu beauftragen. Ferner sollte die Gründung einer Bürgersolargenossenschaft geprüft werden.
Die Pläne der neuen Koalition aus CDU, Bürgern für Gelnhausen (BG) und Grünen gehen weiter. In einem Änderungsantrag forderte das Mehrheitsbündnis, die Planungen nicht nur auf die Weiberswiesen zu konzentrieren. Vielmehr soll der Magistrat weitere Flächen für mehrere Solarparks prüfen. Grundlage für die Analyse sollen die im Klimaschutzkonzept von 2013 dargestellten Potenzialflächen sein. Die ersten Ergebnisse, fordert die Koalition, sollten im vierten Quartal des laufenden Jahres vorgelegt werden. Wie aus der Begründung des Änderungsantrags hervorgeht, präferiert das Bündnis einen anderen Standort. So sei laut Klimaschutzkonzept ein Areal zwischen Westspange, Autobahn und Bahnlinie nördlich des Gewerbegebietes Hailer-Ost für das Vorhaben geeignet. Wie Heinz Klausner (BG) im Parlament betonte, sei es für die angrenzenden Trinkwasserbrunnen der Fläche günstig, wenn dort auf eine landwirtschaftliche Nutzung verzichtet würde. Ein Vorteil gegenüber den Weiberswiesen wäre zudem, dass hier nicht in den Auenbereich eingegriffen werden müsste. Weitere mögliche Flächen seien die Grünstreifen neben der Autobahn und der Bahn.
Die Gründung einer Genossenschaft erachtet das Mehrheitsbündnis nicht für notwendig, da es bereits bestehende Möglichkeiten für Bürger gebe, sich an den Planungen zu beteiligen. So verweist die Koalition auf die Energiegenossenschaft Main-Kinzigtal, die bereits zwölf Photovoltaik- und zwei Windkraftanlagen betreibe, was auch für das künftige Projekt in Gelnhausen denkbar sei.
Rudi Michl (SPD) betonte, dass nichts gegen die Prüfung weiterer Standorte spreche, warnte allerdings davor, das Projekt durch die Einbeziehung immer weiterer potenzieller Flächen zu verzögern. Der Vorteil des Standortes auf den Weiberswiesen sei der, dass dieser bereits mit Baurecht versehen sei. „Ich hoffe sehr, dass der Änderungsantrag kein Verzögerungsversuch ist“, sagte Michel und kündigte an, den SPD-Antrag nicht zurückziehen zu wollen, um der Koalitionsvorlage die Grundlage zu entziehen.
Wie Jakob Mähler (Grüne) bekräftigte, sei der Änderungsantrag der Versuch, das Thema breiter und größer zu denken. „Wir haben nicht vor, den Solarpark aufs Abstellgleis zu rücken, ganz im Gegenteil müssen wir nun Verantwortung für den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort übernehmen.“ Markus Wimmer (Gelnhausen plus) schlug vor, beide Anträge zu verbinden. „Ein Solarpark reicht für eine erfolgreiche Energiewende ohnehin nicht aus.“ Rudi Michl wiederum betonte, dass die SPD den Änderungsantrag mittrage, in der Hoffnung, dass die Prüfung der Standortes in Roth nicht aufgegeben werde. Ein weiterer Bestandteil des Änderungsantrages sieht vor, zu untersuchen, welche städtischen Liegenschaften noch nicht mit Solar- und Photovoltaikanlagen ausgerüstet sind und gegebenenfalls ihre Realisierbarkeit zu prüfen.
Bis auf zwei Enthaltungen votierten die Stadtverordneten geschlossen für den Änderungsantrag der Koalition. Der geänderte Ursprungsantrag wurde ebenfalls geschlossen verabschiedet, wobei sich einzig Ottmar Schüll (SPD) als Ortsvorsteher Roths enthielt, wohlwissend, dass ein Solarpark in den Weiberswiesen durchaus kontrovers im Stadtteil diskutiert wird.