In der täglichen Kampfzone

Parlament fordert neues Verkehrskonzept für die Schulbereiche   GNZ 26.04.2022

Gelnhausen (mab). Mehr als 6 800 Menschen sind täglich im Bereich des Grimmelshausen-Gymnasiums, der Philipp-Reis-Schule, der Kreisrealschule und der Beruflichen Schulen unterwegs. Vor und nach dem Unterricht kommt es nicht selten zu brenzligen Situationen, wenn Fußgänger, Radler und Autofahrer sich ihren Weg bahnen müssen. Anlass für die Fraktionen von CDU, Bürger für Gelnhausen (BG) und Grünen, den Magistrat mit der Erstellung eines zeitgemäßen Verkehrskonzeptes für den Bereich rund um den Lohmühlenweg zu beauftragen. Am Mittwoch stimmten die Stadtverordneten geschlossen für die Beschlussvorlage der Koalition – und setzten noch eins drauf.

Es war eine markige Rede, mit der Hagen Mootz (CDU) den Antrag der Koalition zur Erstellung eines Verkehrskonzeptes im Bereich des Lohmühlenwegs begründete. Wie der Christdemokrat betonte, beobachte er von seinem Büro aus täglich ein wachsendes Verkehrschaos, und das seit annähernd 30 Jahren. Die Probleme träten morgens, vor allem aber zur Mittagszeit auf. „Kein Verkehrsteilnehmer, weder Fußgänger noch Fahrradfahrer, weder Busfahrer noch Lenker eines Kraftfahrzeugs, hält sich an irgendwelche Vorschriften.“ Schilder und geltende Regeln würden einfach ignoriert.

Wie Mootz betonte, habe er bereits vor Jahren mit dem damaligen Leiter des Bauamtes, Günther Kauder, über die Angelegenheit gesprochen. Der habe nur gemeint, dass es sich dabei um eine ganz besondere Art der „Gelnhäuser Verkehrsberuhigung“ handele. Zu Scherzen ist Mootz allerdings nicht aufgelegt: „Ich würde sagen, dass es schon an ein Wunder grenzt, dass es bis heute noch zu keinen schweren Verkehrsunfällen gekommen ist. Mit flotten Sprüchen ist die Situation dort sicherlich nicht zu beheben.“

Mootz: Problem seit Jahrzehnten verschleppt

Während der Vorbereitung des Antrags recherchierte der Christdemokrat gründlich und zeigte sich überrascht: „Rund 6 800 Personen besuchen die genannten Schulen. Ein Großteil dieser Personen versucht täglich mit ausgefahrenem Ellenbogen sein Recht auf dem Weg durchzusetzen.“ Der Bereich selbst umfasse neben dem Lohmühlenweg auch die Jahnstraße, den Uferweg und in Teilen die Philipp-Reis-Straße und die Bleiche. Die kontinuierliche Vergrößerung der Bildungseinrichtungen hätte laut Mootz zu einer erweiterten Parkraumbewirtschaftung und zu einer Anpassung der Verkehrsströme führen müssen. „Das hat man einfach versäumt“, kritisierte er die verantwortlichen Entscheidungsträger der vergangenen Jahrzehnte. Wie der Christdemokrat ankündigte, werde es die anstehende Erweiterung der Philipp-Reis-Schule mit der neuen Koalition nicht, wie in der Vergangenheit üblich, mit Parkplatzbefreiungen geben, die zu Lasten der Allgemeinheit gingen. Doch schon jetzt gleicht der Bereich laut Mootz einem Krisengebiet. Dabei geißelte er nicht zuletzt die sogenannten Eltern-Taxis. „Hier wird, scheinbar heute üblich, versucht, idealerweise bis ins Klassenzimmer zu fahren. Bitte nur keinen Schritt zu viel, es könnte ja gesund sein.“ Und eben jene „tägliche Invasion“ geschehe unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln. „Busse und Autos parken im absoluten Halteverbot, ohne nach links oder rechts zu schauen. Eine Kontrolle durch unsere ‚Stadtsheriffs‘ geschieht natürlich auch nicht.“ Mit der Einnahmequelle „Lohmühlenweg“ könnte die Stadt in wenigen Jahren schuldenfrei sei, bezog er sich auf entgehende Einnahmen durch Strafzettel.

Doch die Koalition wolle nicht abkassieren, sondern eine Lösung für ein Problem finden, das seit Jahren im Rathaus verschleppt werde. Zwar schlägt der Antrag die Prüfung von Zebrastreifen und Radspuren vor, doch dies komme laut Mootz erst am Ende. Zuvor müsse dafür Sorge getragen werden, dass der zunehmende Verkehr an den genannten Stellen reduziert, umgeleitet oder idealerweise vermieden werden könne. Die getroffenen Entscheidungen müssten zudem nachhaltig kontrolliert werden. Und das könnte für den einen oder anderen Verkehrsteilnehmer unangenehm werden: „Wir werden uns mit der Frage beschäftigen müssen, welche Fußmärsche für Lehrer und Schüler zweimal am Tag zumutbar sind. Dem einen oder anderen würde sicherlich ein wenig Bewegung ganz gut tun“, zeigte er sich dann doch zu einem Scherz aufgelegt. Klar sei jedoch, dass es ohne eine Reduzierung des Verkehrs keine Lösung geben werde.

Keine Mehrheit für Prüfung autofreier Zonen (…)

Anders erging es einem Änderungsantrag der SPD, der forderte, für alle Schulstandorte im Stadtgebiet ein Konzept für sichere Wege zu erstellen. Zudem sollte der Magistrat aufgefordert werden, auch die Ortsbeiräte in die Untersuchungen mit einzubeziehen und gegebenenfalls Kontakt mit der Schul- und der Verkehrsbehörde aufzunehmen. Der SPD-Vorstoß wurde einstimmig angenommen. Ein Antrag der Fraktion Gelnhausen plus, die Vorlage zunächst in den Verkehrsausschuss zu überweisen, fand dagegen keine Mehrheit.