Jana Fuchs kandidiert für die BG

„Die Wahl ist eine Chance für einen Neustart“

GNZ-Serie „Neue Gesichter für die Stadtpolitik“

Gelnhausen. In rund zwei Wochen wählen die Gelnhäuser bei der Kommunalwahl am 14. März eine neue Stadtverordnetenversammlung. In der Barbarossastadt werben dann sechs Parteien und Wählergruppierungen um die Stimmen der Bürger. Neben vielen bekannten Namen auf den Listen gibt es auch einige neue Gesichter, die sich erstmals für ein politisches Mandat bewerben. Eines dieser neuen Gesichter ist Jana Fuchs. Sie kandidiert auf Listenplatz 23 der „Bürger für Gelnhausen“. Mit GNZ-Redakteur David Noll spricht sie über ihre Erfahrungen mit der Lokalpolitik als Anwohnerin im Meerholzer Baugebiet „Mittlauer Weg“, ihre Vorstellungen für eine familienfreundlichere Stadt und ihr Verhältnis zu Bürgermeister Daniel Glöckner (FDP).

Sie haben als Anwohnerin im Mittlauer Weg in Meerholz in den vergangenen Jahren leidvoll erfahren müssen, wie sich politisches Handeln auf die betroffenen Bürger direkt auswirken kann. Viele Menschen hätten sich dadurch vermutlich enttäuscht von der Politik abgewendet. Sie gehen den gegenteiligen Weg und wollen sich in der Stadtpolitik engagieren. Warum?

Jana Fuchs: Es liegt sicher nicht allein an diesem Thema, aber es war natürlich ein weiterer, wichtiger Impuls, mich für die Kommunalwahl aktiv auf die Kandidatenliste setzen zu lassen. Einer der Entscheider des Verkaufs der öffentlichen Grünflächen im Neubaugebiet Mittlauer Weg hatte mir mal empfohlen, doch ein Praktikum bei der Stadt zu machen, damit ich mal lerne, „wie das hier in Gelnhausen so funktioniert“. Wer mich kennt, kann sich denken, dass so eine Aussage mich erst recht anspornt, mich zu engagieren, damit es in der Stadt bei manchen Themen eben auch anders laufen kann. Ich gebe ehrlich zu, dass die Stadtverordnetenversammlungen, die ich in den vergangenen drei Jahren in Gelnhausen miterlebt habe, mir die Lust, mich politisch zu engagieren, fast genommen haben. Doch auch hier gilt: Wenn ich will, dass wieder eine andere Diskussionskultur und ein anderes Miteinander von Bürgermeister, Magistrat, Ortsbeiräten und Stadtverordneten herrscht, hilft es nicht, nur zu meckern, sondern ich muss und möchte mich einbringen, etwas zu verändern, indem ich mich zur Wahl stelle. Ich habe lange überlegt, ob ich kandidieren soll. Es ist auch ein Zeitfaktor, der gut abzuwägen ist. Um sinnvolle Diskussionen zu führen und Kompromisse finden zu können, muss man sich mit den verschiedenen Themen beschäftigen. Die dafür notwendige Zeit konkurriert, wie bei so vielen, mit meiner Familie, meinem Beruf und anderen ehrenamtlichen Aufgaben. Aber mir liegt Gelnhausen am Herzen, und daher will ich mir die Zeit nehmen.

Sie treten auf der Liste der „Bürger für Gelnhausen“ an. Wie kam es dazu?

Kurz gesagt: Die „Bürger für Gelnhausen“ (BG) haben mich gefragt, ob ich mir ein Engagement bei den BG vorstellen kann. Ich habe mich dann länger mit ihren kommunalpolitischen Zielen beschäftigt und kann viele für mich bejahen. Ich finde es spannend, dass die BG als Wählervereinigung sich ohne die Vorgaben und Einflüsse einer Bundespartei engagieren. Die BG sind auch immer wieder unbequem, indem sie Themen nicht einfach unter den Tisch kehren. Das mag als Rückwärtsorientierung angesehen werden. Ich verstehe es so, dass die BG dranbleiben, wenn Versprechen, Vereinbarungen und Beschlüsse getroffen wurden, dass diese auch eingehalten und umgesetzt werden. Zudem habe ich schon nach kurzer Zeit den Eindruck, dass meine Ideen und Vorschläge bei den BG gehört werden und ich Dinge bewegen kann.

Sie engagieren sich auch als Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule Ihrer Kinder. Wie familienfreundlich ist Gelnhausen aus Ihrer Sicht? Was kann die Stadtpolitik konkret verbessern?

Die Frage ist ja, wie man „familienfreundlich“ definiert. Ist es die Infrastruktur, also Spielplätze in allen Stadtteilen, ein Hallen- und Freibad, Treffpunkte für Jugendliche, Vereine, Bücherei, Kindergartenplätze etc.? Dann sind einige Punkte für Gelnhausen abgehakt, auch wenn sich das in den Stadtteilen unterscheiden mag und mancher Spielplatz sich über eine Renovierung freuen würde. Was bewegt Familien, an einem Ort heimisch zu werden? Bezahlbarer Wohnraum, gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten, familienfreundliche Infrastruktur und das Gefühl, willkommen zu sein. Es wäre wichtig, dass auch bei Familienpolitik nicht nur an einen kleinen Aspekt gedacht wird. Kindertagesstätten, Spielplätze und sichere Schulwege sind genauso wichtig, wie dass es beispielsweise in allen Stadtteilen auch Treffpunkte für ältere Kinder gibt. Ich denke Familien, vor allem eben Kinder und Jugendliche, sollten eine aktive Rolle im Stadtleben einnehmen. Ihre Ideen und Stimmen sollten gehört und mit ihnen diskutiert und abgewogen werden. Man könnte beispielsweise ein Kinder- und Jugendparlament starten und sie aktiv in die Gestaltung der Stadt einbeziehen und auch erklären, was nötig ist, damit bestimmte Wünsche umgesetzt werden können. Es gab 2019 die Aktion, dass Schüler der Beruflichen Schulen Ideen für die Belebung des Kinzigufers entwickelt haben. Was ist eigentlich daraus geworden? Was wird umgesetzt oder warum wird es nicht umgesetzt? Ich würde mir einen wirklichen Dialog und Austausch mit Familien wünschen. Und zwar nicht erst dann, wenn die Beschlüsse schon gefasst wurden.

Hat die Auswirkungen der Stadtpolitik als Anwohnerin im Meerholzer Neubaugebiet „Mittlauer Weg“ hautnah erfahren. Nun will sich Jana Fuchs selbst aktiv ins politische Geschehen einbringen. Foto: GNZ

Welche Themen müssen aus Ihrer Sicht in Gelnhausen in der neuen Legislaturperiode am dringendsten angegangen werden?

Mir ist erst einmal wichtig, dass eine Zusammenarbeit in allen städtischen Gremien auf Basis von Fakten und Respekt erneut beginnt. Eine Demokratie braucht Meinungsverschiedenheiten und Diskussion. Ich habe aber leider in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen, dass bei vielen Themen Misstrauen herrscht und keiner dem anderen mehr so richtig glaubt. Ich wünsche mir, dass die neu gewählten Magistratsmitglieder, Stadtverordneten und Ortsbeiräte wieder zuhören. Sie sollten Sorgen und Wünsche der Gelnhäuser wahrnehmen und nicht abtun, mit dem Hinweis, dass nur sie die jahrelange Erfahrung haben und wissen, was richtig ist. Gleichzeitig sind das alles Ehrenamtliche, und auch das verdient Respekt und das Zugeständnis, dass Fehler passieren und menschlich sind. Wie man aber mit diesen umgeht, ist für mich entscheidend. Gelnhausen war schon vor der Corona-Pandemie nicht in der besten Ausgangslage, und die Situation jetzt verstärkt die Probleme noch. Die Auswirkungen von Corona werden unsere Stadt noch lange begleiten. Ich wünsche mir, dass nicht immer nur Einzelthemen wie der Joh-Standort betrachtet werden, sondern ganzheitliche Konzepte entwickelt werden. Vielleicht ist es an der Zeit, radikal neu zu denken. Wenn Paris und Madrid es schaffen, mehr Fahrräder in die Innenstädte zu bringen, und andere Großstädte neue Konzepte für Verkehr, Gewerbe und Tourismus denken und umsetzen, sollte das doch auch in Gelnhausen möglich sein.

Sie kandidieren auf Listenplatz 23. Um wirklich ins Stadtparlament einzuziehen, müssten Sie also etliche Plätze nach oben kumuliert werden. Eine andere Option, sich in der Stadtpolitik zu engagieren, wäre als ehrenamtliche Stadträtin. Nun war Ihr Verhältnis zu Bürgermeister Daniel Glöckner in der Vergangenheit nicht unbedingt das beste. Würden Sie trotzdem für ein Mandat im Magistrat zur Verfügung stehen?

Warum nicht? Ich werde sicherlich auch dann mit dem Bürgermeister weiter über Themen diskutieren und nachfragen, wenn mir Vorschläge oder Entscheidungen unverständlich sind. Aber ja, eine gewisse Skepsis für die Magistratsarbeit ist nach den Erfahrungen im Mittlauer Weg bei mir vorhanden. Ich kann aber nicht Vertrauen und Offenheit fordern und es selbst nicht leben. Insofern wäre ein solches Mandat eine Gelegenheit, mit gutem Beispiel voranzugehen. Tatsächlich kandidiere ich aber vor allem, um mich im Ortsbeirat Meerholz zu engagieren. Sollte ich gewählt werden, freue ich mich darauf, aktiv meine Ideen einzubrin- gen und den Stadtteil, in dem wir als Familie leben, hoffentlich gemeinsam weiterzuentwickeln. Auch im Ortsbeirat gibt es viel Kommunikationsbedarf mit der Stadt. Ich setze meine Hoffnung darauf, dass die Kommunalwahl von allen als Chance für einen Neustart zum Wohle der Stadt Gelnhausen gesehen wird.