Warum das neue Urnengräberfeld in Meerholz für wenig Freude sorgt
Enttäuscht: Marianne Meitner, Günter Arnold und Klaus Volz (von links) am neuen Urnengräberfeld auf dem alten Friedhof in Meerholz. Foto: Abel
Gelnhausen-Meerholz (mab). Seit mehreren Wochen verfügt auch der alte Friedhof im Meerholzer Ortskern über ein Urnengräberfeld. Und das sorgt für massive Verstimmungen. Jetzt hat die erste Familie eine Bestattung abgelehnt. Auch im Geschichtsverein und im Ortsbeirat ist die Enttäuschung groß. Worum geht es? Die GNZ hat nachgefragt.
Günter Arnold steht vor dem neuen Urnengräberfeld in Meerholz und kann nur noch mit dem Kopf schütteln. Seit fast 20 Jahren kümmert er sich mit seinen Kollegen vom Geschichtsverein um die Pflege des alten Friedhofs. Ehrenamtlich halten sie beispielsweise Ehrengräber vom Dickicht frei. Auch für die Schaffung des neuen Gräberfeldes haben sich die Vereinsmitglieder stark gemacht – und dafür gründlich recherchiert. „Wir haben verschiedene Anlagen besichtigt und im Frühjahr der Verwaltung vorgestellt, wie das Ganze aussehen könnte. Auch viele Meerholzer Familien haben sich daran beteiligt“, sagt Arnold. Das, was die Stadt nun errichtet hat, ist definitiv nicht das, was sie sich gewünscht haben, meint er.
„Es ist eine Schande“, sagt der Meerholzer und zeigt auf die geschotterte Kreisfläche mit dem Sandsteinblock in der Mitte. „Wir wollten etwas Lebendiges, einen Baum in der Mitte“, berichtet er. Den habe die Stadt abgelehnt, da das Gräberfeld keine Konkurrenz zum Waldfriedhof werden sollte. „Aber einen Busch hätten sie wenigstens pflanzen können“, meint Marianne Meitner, die für die Bürger für Gelnhausen (BG) im Ortsbeirat sitzt. „Was sich die Menschen wirklich wünschen, ist, dass der Friedhof aufgewertet wird, einen parkähnlichen Charakter erhält.“
Das sieht auch Klaus Volz (BG), ebenfalls Mitglied im Ortsbeirat, so. „Wir beschäftigen uns seit drei Jahren mit der Umgestaltung des Friedhofs, parteiübergreifend. Das Urnengräberfeld ist vielen Menschen in Meerholz sehr wichtig. Dass es in einer Nacht- und Nebelaktion einfach errichtet wurde, ohne dass wir darüber informiert und an der Gestaltung beteiligt worden wären, ist ein Armutszeugnis.“ Aber, sagt er, keine Ausnahme: „Der Sirenenmast, der plötzlich am Sängerheim in Hailer aufgestellt worden war, ist genauso unmöglich.“ Und auch auf dem Friedhof hat Volz bereits seine Erfahrung mit der Stadtverwaltung gemacht, allerdings noch zu Zeiten von Bürgermeister Daniel Glöckner, als der Bereich an der Trauerhalle neu gestaltet wurde. „Niemand hatte uns darüber informiert, dass ein neuer Durchlass in der Außenmauer geschaffen werden sollte. Den haben wir verhindert.“ Allerdings erst, als die Bauarbeiter schon loslegen wollten. Dafür hat der Ortsbeirat durchgesetzt, dass ein gepflasterter Weg zum Umkleideraum in der Trauerhalle geschaffen wird. „Den hatte der Architekt überhaupt nicht auf dem Schirm“, meint Volz.
Jetzt also neuer Ärger um das Gräberfeld. „Das ist so hässlich, dass die erste Meerholzer Familie jetzt abgelehnt hat, hier einen Angehörigen zu bestatten“, sagt Günter Arnold. „Sie haben gesagt, es ist eine Schande, wie das aussieht.“ Ortsvorsteher Jochen Zahn betont: „Die Stadtverwaltung hätte sich jede Menge Kritik ersparen können, wenn sie die Bürger und den Ortsbeirat mit ins Boot geholt und uns über die Pläne für das Feld informiert hätte.“ Dabei verweist er auf einen grundsätzlichen Beschluss zur parkähnlichen Gestaltung der Gelnhäuser Friedhöfe, der auf eine Initiative der BG-Fraktion zurückgeht. „Friedhöfe sind heute nicht nur Orte der Trauer, sondern auch des Austauschs und der Erholung. So, wie das aussieht, will sich aber niemand hier gerne aufhalten.“
Generell begrüßen die Meerholzer die Errichtung des Gräberfelds, das auf eine Initiative des Ortsbeirats zurückgeht. „Es ist das, was viele Bürger seit Langem gefordert haben“, sagt Klaus Volz. Und damit liegen sie im Trend. Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Bestatter sind inzwischen mehr als 70 Prozent aller Beisetzungen Feuerbestattungen. Für den Wandel gibt es viele Gründe. Kinder oder Enkel leben oftmals nicht mehr am selben Ort, was die Grabpflege erschwert. Zudem müssen Erdbestattungen laut Gesetz meist innerhalb weniger Tage stattfinden. Bei einer Urnenbeisetzung haben die Angehörigen mehr Zeit. Hinzu kommen finanzielle Gründe: So sind die langfristigen Gesamtkosten der Sargbestattungen oftmals höher als bei Feuerbestattungen, teilt der Verband mit.
„Viele Menschen haben eine solche Bestattungsmöglichkeit auf dem alten Friedhof gefordert“, sagt Marianne Meitner. „Denn besonders für ältere Menschen ist der Weg zum Waldfriedhof zu weit. Das neue Gräberfeld liegt mitten an der Ortsdurchfahrt und ist somit auch eine Visitenkarte für den Stadtteil.“ Allerdings keine besonders attraktive, ergänzt sie.
Was fordern Geschichtsverein und Ortsbeirat jetzt vom Rathaus? „Setzen Sie sich so schnell wie möglich mit uns an einen Tisch und lassen Sie uns über die Gestaltung des Friedhofs sprechen. Mit dem Ortsbeirat und den Betroffenen. Stellen Sie die Bürger nicht vor vollendete Tatsachen“, fasst Jochen Zahn zusammen. „Denn der Friedhof gehört den Meerholzern.“