Stagnation bei der Stadthalle: Wenn selbst der Stillstand auf der Stelle tritt – Bürgermeister bleibt Bauausschuss fern                                         

Die Stadthalle ist seit nunmehr 965 Tagen geschlossen – und ein Ende der Schließung scheint nach wie vor in weiter Ferne.

Von Matthias Boll GNZ 19.02.2022

Seit mittlerweile exakt 965 Tagen ist die Stadthalle geschlossen. Und es sieht derzeit nicht so aus, als ob sich an diesem traurigen Zustand in absehbarer Zeit etwas ändern könnte. Im Gegenteil, der andauernde Stillstand bei der zusammen mit dem ehemaligen Kaufhaus Joh größten Baustelle Gelnhausens ist förmlich greifbar. Diesen Eindruck vermittelte nicht zuletzt die Sitzung des Bauausschusses am Mittwochabend. (….)

Unter dem Tagesordnungspunkt 5 rief der stellvertretende Vorsitzende des Bauausschusses, Mario Röder (BG), den „aktuellen Planungsstand“ zur Stadthalle auf. Erstmals wurde Andreas Meier, seit Kurzem Nachfolger von Peter Oberst als Bauamtsleiter der Stadt (GNZ von gestern), in Abwesenheit von Bürgermeister Daniel Glöckner das zweifelhafte Vergnügen zuteil, über die Gelnhäuser Dauerbaustelle zu informieren. Und so räumte Meier zu Beginn seiner Ausführungen auch unumwunden ein, dass dieses Thema erst vor sehr kurzer Zeit auf seinem Schreibtisch gelandet und er zuvor in keinster Weise damit befasst gewesen sei. Er habe sich aber zumindest mit der zuständigen Mitarbeiterin, die sich derzeit im Krankenstand befinde, austauschen können, sodass er den aktuellen Sachstand darlegen könne.

Meiers Bericht umfasste zwei Punkte: Erstens informierte der neue Bauamtsleiter darüber, dass ein Fachbüro mit der Erstellung eines Brandschutzkonzeptes beauftragt worden sei. Das hatte Bürgermeister Glöckner dem Ausschuss bereits im November 2021 berichtet. Zweitens ging Meier noch einmal auf die Problematik des Brandschutzes bei einer Sanierung der Stadthalle ein. Wie die GNZ bereits am 3. Juli 2021 berichtet hatte, ist der entscheidende Knackpunkt nach Einschätzung eines Ingenieurbüros der fehlende Brandschutz an der Unterseite der Decke über dem Kellergeschoss. Der lässt sich nämlich, wenn überhaupt, nur in wenigen Bereichen nachträglich anbringen. Zur Kompensation des fehlenden Brandschutzes könnte dort möglicherweise eine Brandmeldeanlage installiert werden. Ob eine solche Lösung jedoch tatsächlich umsetzbar ist, muss noch final geklärt werden. Dazu seien allerdings noch weitere Untersuchungen notwendig, so Meier. „Das ist der momentane Stand“, schloss er seinen kurzen Sachstandsbericht, der den Ausschussmitgliedern unter dem Strich nahezu keine neuen Erkenntnisse lieferte.

Mario Röder erkundigte sich, ob es bereits einen Termin für den Abschluss des Gutachtens gebe, was Meier verneinen musste. Zeitnah, heiße es, allerdings seien diese Fachbüros derzeit ziemlich überlastet. (….)

Das Foto zeigt einen Blick ins Innere der größten Versammlungsstätte Gelnhausens im September 2019. Foto: GNZ Archiv

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Litzinger kritisierte, dass die Stadthalle seit dem 1. Juli 2019 geschlossen sei und man nach fast drei Jahren keinerlei Fortschritt erkennen könne. Meier, den einzigen Anwesenden der Stadtverwaltung, nahm er bei dieser Kritik explizit aus: „Bei Ihnen ist dieses Problem ganz frisch geparkt worden.“ Bereits vor eineinhalb Jahren habe die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, dass ein Gesamtgutachten den Zustand der Stadthalle erfassen sollte. Denn das Parlament habe die Gefahr gesehen, dass sich neben dem Brandschutz noch andere Baustellen in dem alten Gebäude auftun könnten. Immer wieder sei das in den verschiedensten Gremien der Stadt thematisiert worden – offenbar vergeblich. „Es ist äußerst tragisch, dass wir da keinen Meter weiter sind“, bemängelte Litzinger.

Nun könne man sagen, dass es wegen Corona nicht so schlimm gewesen sei, dass die größte Veranstaltungsstätte der Stadt in den vergangenen zwei Jahren geschlossen gewesen sei. Aber auch wenn sich derzeit Lockerungen bezüglich der Pandemie abzeichneten, sei noch vollkommen ungewiss, wann die Stadthalle wieder ihre Türen öffnen wird. Und von der Preisentwicklung im Baugewerbe in den letzten drei Jahren wolle er erst gar nicht reden. Das alles sei umso ärgerlicher, als sich ganz zu Beginn der Problematik eigentlich alle Beteiligten einig gewesen seien, dass die wichtigste Halle der Stadt schnellstmöglich wieder ihren Betrieb aufnehmen müsse. Die Aufgabe der Politik sei es zu bewerten, ob eine Sanierung oder ein Neubau sinnvoller sei. „Dazu ist es aber wichtig, dass wir auch die nötigen Informationen bekommen“, betonte der CDU-Chef.

Mario Röder erinnerte an eine Sitzung des Bauausschusses im November in Hailer. Dort habe er den Bürgermeister explizit nach den acht Varianten für eine Sanierung und einen Neubau gefragt und als Antwort bekommen, dass diese vom Tisch seien und eine einfache Sanierung beschlossen worden sei. Von wem, habe er wissen wollen, berichtete Röder weiter. Vom Magistrat, habe Glöckner geantwortet. (….)

Der Bauausschuss verständigte sich schließlich zwangsweise darauf, das Thema einmal mehr zu vertagen. „Wir warten, bis das Brandschutz-Gutachten vorliegt“, sagte Röder.